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Gedanken um Gesundheit, Pharmazie und Politik
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Heute war es mal wieder soweit und ich hatte Notdienst. Nach der Übergabe mit den Kolleginnen vom Vormittagsdienst habe ich um kurz vor 13:00 Uhr den Dienst übernommen.
Der Nachmittag blieb -wie gewohnt an Samstagen- recht ruhig. Das liegt daran, dass hier noch zahlreiche Center- und Innnenstadt-Apotheken in Mannheim/Heidelberg geöffnet sind und niemand nach Neckarhausen fährt um bei mir ein Rezept einzulösen.
Trotzdem waren ein paar Kunden da: eingelöst wurde ein Entlassrezept aus dem Krankenhaus (Schmerzmittel und Heparin-Spritzen), ein Antibiotikum-Saft, der nicht lieferbar war (ich konnte aber auf die höhere Stärke ausweichen, die wir da hatten) und der Wunsch nach Ibuprofen-Tabletten. Erstes Highlight war der Anruf einer Dame, die wissen wollte wie lange ich Notdienst habe. Insbesondere wollte sie wissen wie lang ich morgen früh da bin. Als ich mit „Bis 8:30 Uhr“ geantwortet habe, meinte sie „Nee, das ist mir zu früh. Dann komme ich gleich bei Ihnen vorbei“. Sie brauchte dringend eine Flasche Retterspitz. Kurz darauf rief sie wieder an und teilte mit, dass sie vor einer Apotheke stehe, dort aber wohl niemand da sei. Das lag daran, dass sie an der falschen Apotheke war. Ich habe ihr den Weg nochmal beschrieben und dann hat sie es auch geschafft.
Inzwischen formierte sich der Martinszug, der traditionell gegenüber meiner Apotheke startet. Und auch wenn ich dieses Jahr keinen Apfelpunsch ausgeschenkt habe, war es wieder eine schöne Veranstaltung.
Nach dem Martinszug kam ein Vater, der ein Klistier für sein 2 Jahre altes Kind wollte. Danach erhielt ich ein Rezept vom ärztlichen Bereitschaftsdienst über ein Schmerzmittel, außerdem Magenschutz dazu. Im Anschluss erneut ein Papa, der ein Mittel gegen Blähungen für seinen zwei Wochen alten Säugling haben wollte.
Eine Stunde später (gegen 19:30 Uhr) kam der klassische Nasenspray-Kunde, der so gut wie in jedem Notdienst auftaucht. Gut, dass wir wieder ausreichend bestückt sind (auch hier gab und gibt es Lieferengpässe).
Danach erneut ein Rezept aus dem Bereitschaftsdienst mit Medikamenten gegen eine Gürtelrose. Im Anschluss daran der Wunsch nach einer schmerzlindernden Hämorrhoidensalbe und erneut ein Rezept aus dem Bereitschaftsdienst über Schmerzmittel und Magenschutz. Zehn Minuten später wieder ein Rezept über einen antibiotischen und einen fiebersenkenden Saft. Glücklicherweise war beides da, auch wenn das Antibiotikum inzwischen nicht mehr lieferbar ist. Kurz darauf der Wunsch nach einem Migränemittel für die Freundin und ein Abführmittel für die Mutter.
Dann ein Rezept über ein Asthmaspray und Zäpfchen gegen einen Pseudo-Krupp, die ich dann für Montag bestellt habe. Ärgerlich, dass wir diese Zäpfchen, die immer nur im Winter benötigt werden, nicht da hatten. Ich habe sie aber gleich wieder als Lagerartikel gekennzeichnet, schließlich steht der Winter vor der Tür…
Zwanzig Minuten später kam der Wunsch nach Nasentropfen und Spray für Baby und Kleinkind auf, den ich natürlich erfüllen konnte. Gleich danach wurde vom Bereitschaftsdienst eine antibiotische Augensalbe verordnet, die ich glücklicherweise noch da hatte, obwohl sie inzwischen auch nicht mehr lieferbar ist.
Dann wurde es schwierig: schon wieder waren diverse Augensalben und Tropfen verordnet.
Bei den antibiotischen Augensalben konnte ich auf vorrätige Mittel ausweichen.
Die Tropfen, die wir normalerweise vorrätig haben, waren aber -wer hätte es gedacht- nicht lieferbar. Und obwohl ich für solche Fälle die direkte Durchwahl der Klinik habe um abzusprechen was wir jetzt machen, ging dort niemand ans Telefon. Also bekam die Kundin nur die Augensalben mit dem Hinweis, dass sie am Montag zum Augenarzt gehen sollte, wenn es nicht deutlich besser geworden ist.
Zeitgleich kam ein anderer Kunde mit einem Rezept über Allergietabletten aus der Notaufnahme. Die Tabletten sind nicht verschreibungspflichtig und ich frage mich bei sowas immer, warum die Menschen den ärztlichen Bereitschaftsdienst, der nur für Notfälle da sein sollte, behelligen…
Danach kam ein Papa, der nicht gut Deutsch konnte und ein pflegende Salbe haben wollte, die ich nicht vorrätig hatte. Ich habe gefragt wofür es sein soll und der Google-Übersetzer seines Handys meinte „Mein Sohn hat eine Entzündung an den Eiern„. Gut, dass es neben seinem Wunsch noch Alternativen gab.
Danach wieder ein Rezept vom ärztlichen Bereitschaftsdienst: eine Wund- und Heil- und eine Zinksalbe für ein Kleinkind. Auch da frage ich mich, warum man wegen sowas zum ärztlichen Notdienst geht.
Inzwischen ist es 23:00 Uhr. Rezept über antibiotische Tabletten, Schmerzmittel und ein Spray gegen Halsschmerzen. Alles kein Problem.
Kurz vor Mitternacht steht eine junge Frau vor der Tür, die Ohrenschmerzen hat. Das bekommen wir mit schmerzlindernden Ohrentropfen, Nasenspray und Schmerztabletten in den Griff. Fünf Minuten später wieder ein echter Klassiker: die „Pille danach“. Meine Fragen werden vernünftig beantwortet, es passt alles, kein Problem.
Zeit fürs Bett. Oder doch nicht? Um 2:18 klingelt es erneut: nochmal eine „Pille danach“. Da ich die eine Sorte nicht mehr habe, gibt es eine Alternative. Anschließend wieder Bettruhe.
Immerhin bis kurz vor acht kann ich dösen. Wirklich schlafen geht im Notdienst nie, man hat immer ein waches Ohr. Dann geht die Klingel und ich bekomme ein Rezept über zwei Blutdrucksenker, ausgestellt heute (Sonntag) morgen. Nun gut, das ist vermutlich mangelnde Planung des Kunden, aber dafür sind wir eben auch da. Fünf Minuten später klingelt es erneut, jemand möchte Corona-Tests kaufen.
Der letzte Kunde des Tages ist dann ein klassischer Erkältungskunde, danach ist bis 8:30 Ruhe und ich kann in den „Feierabend“ gehen.
Mein Fazit: der Notdienst, den wir von den Apotheker geleistet wird, wird von den Menschen gebraucht. Viele Hilfesuchende haben sich im heutigen Dienst bedankt, dass ich da war. Da passen die Ideen unseres Gesundheitsministers, Arzneiabgabestellen ohne diesen Service zu schaffen, nicht ins Bild.
Euch allen einen schönen Sonntag! Bleibt gesund!
Kommentare sind geschlossen.
Ich hatte auch ND nach 12 stressigen Stunden ging es ab 20 Uhr munter weiter. Um 20.15 Uhr brauchte man ovulationsauslösende Arzneimittel wegen künstlicher Befruchtung, 22.23 Uhr Handcreme, dann noch Pille danach, 23.34 Uhr Flohmittel für Katzenbabys, dazwischen Mittel gegen Vaginalpilz, Abführmittel, Arzneimittel für Schwangere bei Bindehautentzündung, mehrfach Läusemittel, Kühlpads, Fieberzäpfchen für Kleinkind (Kindsvater kommt immer im
ND und kauft dann PCM), Creme gegen Schleimbeutelentzündung…
Der einzige richtige Notfall war ein Kinderrezept über Infectomycin 400, 75 ml aus der Notfallambulanz… alle anderen hatten ihre Beschwerden schon mehrere Tage bzw. schon seit Samstag morgen…
Ich nehme an, dass es sich Samstag Nacht einfach schöner schoppen lässt, sonst wäre man ja eher in die Apotheke gegangen 😉