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junge Frau mit Schal und Tee, liegend

Erkältungs-Tipps aus der Zeitung

Die lokale Tageszeitung hat wohl keine Autoren mehr und recyclet eine dpa-Meldung aus 2022 (leider hinter der Paywall), die ich nicht unkommentiert lassen möchte. Es geht um das Thema „Erkältung“, das im Moment auf Grund der Jahreszeit natürlich angesagt ist.

Die allgemeinen Tipps zur Stärkung des Immunsystems sind durchaus brauchbar. Aber spätestens bei den Empfehlungen was gegen Erkältungen helfen soll, sträuben sich mir teilweise die Nackenhaare. Gehen wir mal Tipp für Tipp durch:

  1. Bonbons lutschen
    Klingt gut und ist bei leichten Halsschmerzen sicherlich auch ausreichend. Und auch der Tipp mit den Ananasstückchen ist gut. Sobald der Schmerz aber nervig und unerträglich wird, reicht ein einfaches Bonbon nicht mehr aus. Und auch wenn die Stiftung Warentest mal wieder ein vernichtendes Urteil über „Halswehtabletten“ fällt, helfen die meisten dieser Produkte sehr gut. Hier ist es natürlich wichtig zu fragen, auch wenn das die Patienten manchmal nervt: für wen ist das Mittel? Wie stark sind die Halsschmerzen? Wie lange dauern sie schon an? Welche anderen Beschwerden sind da?
  2. Kochsalz inhalieren
    Hier besteht ein klassischer Irrtum des Arztes, der diese Empfehlung ausgesprochen hat. Denn wenn wir Kochsalz in Wasser geben und das Wasser zum Kochen bringen, inhalieren wir was? Kurz mal ans Spaghetti-Kochen denken: wenn wir das Salzwasser im Topf verkochen lassen, bleibt im Topf das Salz übrig. Das verdampft nämlich nicht, was in der Natur von Natriumchlorid, einer nicht flüchtigen Substanz Namens „Kochsalz“, liegt. Das heißt man kann Kochsalz nicht inhalieren indem man Salzwasser kocht und die Dämpfe inhaliert. Was wir dann inhalieren ist Wasserdampf, das Kochsalz bleibt im Topf.

    Wenn eine Inhalation mit Kochsalz angebracht und notwendig ist, benötigt man einen Inhalator, der die Lösung so fein versprüht, dass sie eine Chance haben in die Lunge zu gelangen und dort zu wirken. Solche Inhalatoren müssen nicht teuer sein, wir haben einige ab 50 Euro im Sortiment.
  3. Zink-Tabletten
    Hier gehe ich mit, denn das Spurenelement Zink kann das Immunsystem unterstützen und die Datenlage ist relativ gut. Evtl. spielt aber der „Kompagnon“ des Zinks eine Rolle und es scheint so zu sein, dass organische Zinkverbindungen vom Körper besser aufgenommen werden.

Im Folgenden wird dann auf Heilkräuter eingegangen, die durchaus ihre Berechtigung haben. Es gibt zahlreiche pflanzliche Arzneimittel (im Fachchinesisch „Phytopharmaka“ genannt), die eine belegte Wirkung haben und viele insbesondere deutschen Hersteller untersuchen die Wirksamkeit und produzieren in diesem Bereich echte, zugelassene Arzneimittel. Daneben gibt es aber auch immer mehr Nahrungsergänzungsmittel, die keinerlei Arzneimittelcharakter haben. Auch hier empfehle ich den Gang in die lokale Apotheke, wo es eine Beratung durch Fachleute gibt.

Bild von Hans auf Pixabay

Eine Empfehlung aus dem Heilpflanzenbereich sind die Lindenblüten, die man als Tee zu sich nehmen soll. Laut Monographie E des Europäischen Arzneibuchs wird das dort auch so empfohlen. Gegen einen festsitzenden Husten gibt es meiner Meinung nach aber bessere echte Arzneimittel als einen Tee.

Die dann angeführte Hühnerbrühe ist in meinen Augen eine gute Idee, weil a) die heiße Brühe hilft und b) wie im Artikel angeführt wird, das Gemüse eine (sehr) leichte antivirale und antibakterielle Wirkung haben.

Als weitere Empfehlung wird noch ein Erkältungsbad erwähnt. Das ist grundsätzlich in Ordnung, wenn man beachtet, dass man fieberfrei ist. Sobald der Körper Fieber entwickelt ist ein Erkältungsbad tabu.

Wadenwickel bei Fieber sind kaum noch bekannt, weil die heutige Elterngeneration lieber auf Fiebersäfte mit Paracetamol oder Ibuprofen setzt. Allerdings haben sie in meinen Augen absolut ihre Berechtigung. Wichtig ist, dass die Wickel nicht kalt, sondern lauwarm angelegt werden.

Bei festsitzendem Husten können Eukalyptusöl-Kapseln gut helfen. Allerdings verursachen sie bei empfindlichen Menschen ab und an Magenprobleme wie Sodbrennen. Dann ist aus meiner Sicht Efeu eine gute Alternative.

Bei Ohrenschmerzen wird zu Zwiebelsäckchen geraten. Aus der eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass das gerade bei Kindern gut funktioniert, man allerdings den Geruch tolerieren muss. Ob die Wärme oder tatsächlich die in der Zwiebel enthaltenen Senföle wirken, ist nicht ganz klar.

Bei Halsschmerzen empfiehlt der Arzt im Artikel Ingwer und Scharfes, am besten als Tee. Kann man machen, aber auch hier gibt es aus meiner Sicht bessere Möglichkeiten mit entsprechenden Halsschmerztabeltten oder auch pflanzlichen Arzneimitteln, die Arzneipaprika enthalten.

Grippaler Infekt oder echte Grippe?

Der Rest des Artikels befasst sich mit der Definition der Erkältung und Hinweise auf den Verlauf, die Dauer und Tipps zur Vermeidung eines grippalen Infekts. Deshalb hier zum Einen die Unterschiede zwischen einer Erkältung (grippaler Infekt) und einer echten Virusgrippe (Influenza):

ErkältungInfluenza
Auslöser Rhino- oder Corona-VirenAuslöser Influenza-Viren
Langsamer KrankheitsbeginnPlötzlicher Krankheitsbeginn
leicht erhöhte Temperatur (<38,5°C)meist hohes Fieber (>38,5°C)
teilweise leichte Kopfschmerzenhäufige starke Kopf- und Gliederschmerzen
leichte Abgeschlagenheitstarke, deutliche Abgeschlagenheit
meistens Schnupfenselten Schnupfen
dauert 7-10 Tagedauert 5-7 Tage

Übrigens: gegen die „echte Grippe“ (Influenza) kann man sich impfen lassen. Auch in vielen Apotheken. Ich selbst lasse mich jedes Jahr dagegen impfen, nachdem ich vor langer Zeit zwei Jahre in Folge plötzlich flach lag und empfehle diese Impfung uneingeschränkt.

Und wann sollte ich zum Art gehen?

Wenn das Fieber länger als vier bis fünf Tage anhält und die Symptome länger als 10 Tage andauern, solltet ihr auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Außerdem ist ein Arztbesuch angeraten, wenn man keine Luft mehr bekommt oder permanent müde ist. Und auch wenn ich kein großer Freund von Telemedizin bin, kann sie manchmal ein sinnvolles Zusatzangebot sein.