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Plakat zum E-Rezept

Drei Wochen E-Rezept: ein Zwischenbericht

Seit dem 1. Januar 2024 ist das E-Rezept flächendeckend in Deutschland angekommen. Und der Druck auf die Ärzte, ab diesem Stichtag nur noch E-Rezepte auszustellen, hat Wirkung gezeigt. Allein bei uns in der Apotheke stieg der Anteil an E-Rezepten von „nicht spürbar“ auf knapp 50%. Und immerhin gibt es keine großen, dafür aber viele kleine Probleme. Deshalb habe ich Kollegen aus der Region, aber auch bundesweit, gebeten an einer kleinen Umfrage zum Theme „E-Rezept“ teilzunehmen. Die Ergebnisse dieser Umfrage präsentiere ich hier:

Insgesamt haben 163 Kolleginnen und Kollegen an der Umfrage teilgenommen. Das ist aber sicherlich nicht repräsentativ. Denn 57 Teilnehmer:innen kamen aus der Metropolregion Rhein-Neckar, der Rest aus einer digital affinen Gruppe auf Facebook. Trotzdem zeigt sich ein genereller Trend und die beiden Gruppen haben sehr ähnlich geantwortet.

Veränderungen im Verordnungsverhalten

Die ersten Fragen sollten zeigen, ob sich das Verordnungsverhalten der Ärzte geändert hat. Und -wie zu erwarten- hat es das: fast alle Apotheken haben ein sehr starken Anstieg der E-Verordnungen gesehen. Das Verhältnis E-Rezept zu Papierrezept beträgt 54:46. Allerdings können auf einem Papierrezept mehrere Packungen verodnet werden, bei einem E-Rezept ist immer nur ein Arzneimittel im jeweiligen Datensatz.

Wie werden E-Rezepte eingelöst?

Knapp 80% der E-Rezepte werden derzeit über die Versichertenkarte eingelöst. Ein Teil der Praxen (ca. 19%) druckt das E-Rezept-Token zusätzlich auf Papier aus. Damit hat man als Apotheke, wenn die Karte nicht funktioniert, noch eine Art Backup um an das Rezept zu kommen. Nur ganz wenige Kund:innen lösen ihr Rezept über die gematik-App ein. Das liegt vermutlich daran, dass die Verknüpfung der Gesundheitskarte mit der App recht umständlich ist.

Welche Probleme gibt es?

Die Frage, ob es bei der Einlösung der E-Rezepte Probleme gibt, beantworten fast 91% der Befragten mit „ja“, davon berichten fast 20%, dass sie viele Probleme haben. Nur bei ca. 9% der Befragten läuft die Einlösung der E-Rezepte problemlos.

Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer mussten Kunden auch wegschicken, weil das E-Rezept nicht eingelöst werden konnte.

Fragt man nach der Art der Probleme, zeigt sich ein deutliches Bild:

  • 44% der Teilnehmenden berichten, dass kein E-Rezept abrufbar war. Die Gründe liegen meistens bei der jeweiligen Praxis, Hauptgrund dürfte sein, dass viele Praxen nicht mit der Komfortsignatur arbeiten und E-Rezepte dadurch verzögert freigegeben werden.
  • bei etwas über 20% gab es Probleme mit der Verbindung zum Rezeptspeicher. Ob die Probleme vor oder nach dem Konnektor liegen wurde nicht gefragt und ist auch schwer zu ermitteln.
  • ebenfalls bei fast 20% der Befragten waren nicht alle Medikamente sofort abrufbar. D.h. die Karte wird gesteckt, ein Teil der Rezepte ist da, der andere Teil scheint irgendwo verschluckt zu sein. Wird der Abruf erneut versucht, tauchen dann weitere Verordnungen auf.
  • die übrigen 16% der Fehler waren nicht klar zu ermitteln

Geschwindigkeitsvorteil E-Rezept?

Generell hält sich der Mythos, dass Digitalisierung die Dinge beschleunigt. Das scheint beim E-Rezept nicht unbedingt der Fall zu sein. Während im Geradeausfall (Auslesen funktioniert, alles ist lieferbar, keine Dokumentationen oder Änderungen sind notwendig) das E-Rezept von den befragten Kolleg:innen als schneller bewertet wird, ändert sich dieser Vorteil drastisch, sobald Dokumentationen notwendig sind.

Da derzeit alle Apotheken mit Lieferproblemen kämpfen, die entsprechend dokumentiert werden müssen, ist der digitale Prozess meistens dann doch langsamer als eine handschriftliche Dokumentation auf Papier.

Statistische Daten

Aus Neugier wollte ich natürlich auch wissen, welche Technik bei den Kolleginnen und Kollegen verwendet wird und habe nach dem verwendeten Konnektor und dem Apotheken-Verwaltungs-System, das eingesetzt wird, gefragt.

Erstaunlich fand ich, dass fast ein Drittel (knapp 29%) der Befragten nicht wusste welcher Konnektor bei Ihnen in der Apotheke steht. Der Großteil setzt auf einen lokalen Konnektor in der Apotheke, nur ca. 11% nutzen einen Konnektor im Rechenzentrum.

Bei den eingesetzen Apotheken-Verwaltungs-Systemen (aka „Warenwirtschaft“) scheint ein Bias vorzuliegen, denn das System von Lauer-Fischer erscheint mir mit ca. 10% Nutzern unterrepräsentiert. Die drei übrigen „Großen“ Systeme liegen in etwa gleichauf: die Befragten nutzen zu um die 25% Systeme der Softwarehäuser ADG, NOVENITI oder Pharmatechnik.

Fazit

Keine Frage, das E-Rezept ist in den Praxen und Apotheken angekommen. Und auch wenn es Probleme gibt, läuft es verhältnismäßig gut. Allerdings dauern insbesondere die Dokumentation bei E-Rezepten deutlich länger als beim Papierrezept. Und wenn die Technik an einer Stelle klemmt, geht in den Apotheken gar nichts mehr. Das Dumme ist, dass „unsere“ Technik nur bis zum Konnektor kontrollierbar ist. Alles was dahinter passiert ist eine „black box“ und es gibt unheimlich viele Fehlerquellen, weil das System mehrere Akteure benötigt.

Warum dauert der Abruf mit der eGK einige Sekunden?

Das hängt mit den technischen Dingen zusammen, die im Hintergrund passieren. Wenn wir eine Karte in unser Lesegerät stecken und unsere Software zur Anforderung des E-Rezepts starten, passiert folgendes:

  1. Kunde steckt die Gesundheitskarte (eGK)
  2. Arbeitsplatz (Kasse) findet die eGK
  3. Warenwirtschaftssystem ruft bei der Krankenkasse den Prüfnachweis für die eGK ab
  4. Warenwirtschaftssystem ruft mit Prüfnachweis den Fachdienst „E-Rezept“ auf
  5. Fachdienst ruft wiederum den Server für den Prüfnachweis auf, um diesen zu verifizieren
  6. e-Rezept-Token werden an das Warenwirtschaftssystem übertragen. Das Token wird über die Versichertennummer im gesamten Rezeptspeicher gesucht.
  7. Warenwirtschaftssystem holt mit Hilfe der Token die e-Rezepte vom Fachdienst ab

Bei Abruf e-Rezept per Token/Ausdruck ist nur Schritt 7 ist erforderlich!

3 Kommentare

  1. ausgezeichnete Arbeit! Es könnte sehr spannend sein diese Umfrage in ein paar Monaten nochmal zu machen.
    Z.B. zeigte sich uns erst nach Beginn der heißen Phase wo die technischen Fehler der Einrichtung denn wirklich lagen und wie sie behoben werden konnten. Jetzt sind nur die Funktionalität und Einarbeitung in die Wawi der limitierende Faktor.

    • Ja, das ist eine gute Idee. Ich setze das mal auf meine Wiedervorlage für in 6 Monaten. Dann haben sich die Wawi- und Abrechnungsprozesse sicherlich eingespielt und auch in den Praxen sollte das E-Rezept „normal“ geworden sein…

Kommentare sind geschlossen.